„ich glaube mir geht’s nicht gut….“, einen kurzen Augenblick später geht ein Helfer des Technischen Hilfswerks Schwäbisch Hall (THW) in die Knie und geht bewusstlos zu Boden. Das schwere Atemschutzgerät auf dem Rücken des Mannes setzt mit einem metallischen Schlag auf der langen Stahltreppe in einem Pfeiler der Kochertalbrücke bei Braunsbach auf, der Mann liegt regungslos in dem kalten, dunklen Gebäude. Sein Teamkamerad übernimmt sofort das Funkgerät und setzt einen hastigen Notruf an den Einheitsführer ab und versucht dem Mann zu helfen. Ab jetzt muss alles ganz schnell gehen, auch wenn die Wege im inneren der Kochertalbrücke weit sind und das Bauwerk in einer gespenstischen Dunkelheit liegt.
Schwere Stromverteiler und gefühlt unendlich lange Kabeltrommeln mit armdicken Stromkabel werden von den Helfern einer Bergungsgruppe in das Bauwerk geschleppt um eine notfallmäßige Stromversorgung für die Beleuchtung des langen Ganges unterhalb der Fahrbahn aufzubauen. Während dessen macht sich eine andere Gruppe auf, die Rettung ihres Kameraden vorzubereiten. Abseilgeräte, Rettungsgurte und viele weitere Geräte werden aus den großen Einsatzfahrzeugen abgeladen und an den Abstieg zu Pfeiler 2 transportiert.
Auch wenn viele Hände zusammenarbeiten, dauert es doch eine gewisse Zeit, bis Rettungsmaterial und vor allem Licht am 400m entfernten Abstieg zu Pfeiler zwei des komplexen Bauwerks angekommen sind. Der Wasserdampf einer geplatzten und inzwischen geschlossenen Leitung verzieht sich langsam und den Helfern zeigt sich die ganze Problematik der Einsatzstelle.
Eine enge senkrechte Stahlleiter verschwindet im Boden der Kochertalbrücke und verzweigt sich weiter zu einer Gittertreppe, welche den kompletten Brückenpfeiler hinabführt. Auf etwa halber Höhe blinkt eine Handlampe und die Rettungsmannschaft findet ihre beiden Kameraden auf. Nach Abnahme des Atemschutzgerätes kommt der Helfer langsam zu sich. Fest in einer Rettungswanne gesichert, wird der Verletzte das Treppenhaus nach oben transportiert. Am Abstieg des Pfeilers muss die ganze Mannschaft mit anpacken um den Verletzten samt Rettungsgerät senkrecht durch den engen Durchstieg hochzuziehen. Mit Absetzen der Rettungswanne auf dem Betonboden meldet sich der Gerettete kurz zu Wort und dankt den Kameraden, erst jetzt erfährt ein Großteil der Mannschaft erst, dass alles nur eine Übung war.
Ein denkbar realistisches Szenario, nachdem seit 2013 in der Kochertalbrücke gebaut bzw. instandgesetzt wird und täglich unzählige Bauarbeiter in der Brücke unterwegs sind.
Während im Sekundentakt die Fahrzeuge über die Autobahnbrücke rollen, packen alle Helfer noch einmal zusammen mit an, um alles aufgebaute Gerät wieder in die beiden Gerätekraftwagen des Technischen Zuges zu verladen. Als letztes wird der große Lichtmast der 2. Bergungsgruppe abgelassen, dieser wurde durch eine vorhandene Bauöffnung direkt in die Brücke hochgefahren um schnell den Eingangsbereich zu beleuchten. Nach drei Stunden Übung können die Helfer ihre Einsatzfahrzeuge wieder in der Unterkunft in Sulzdorf abstellen und noch einmal über den Übungsverlauf sprechen, bevor alle geschafft nach Hause gehen.