Dichter Rauch hängt über dem weitläufig, scheinbar verwahrlosten Gelände, als die Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks (THW) Schwäbisch Hall durch das Gittertor der York Range am Fuße des Einkornwaldes einbiegen. Die Sonne ist schon untergegangen und das funkelnde Blaulicht der großen Einsatzfahrzeuge reflektiert sich an verlassenen Gebäuden.
Ein einsamer Soldat läuft verwirrt auf die Helfer zu und versucht ihnen mitzuteilen, was wohl passiert sein soll. In gebrochenem Englisch erklärt er dem Einsatzleiter, dass sein Kamerad irgendwo verschollen ist und dass es wohl eine Explosion auf dem Militärgelände gab.
In der Zwischenzeit hat die Dunkelheit jede nur erdenkliche Sicht auf das Gelände verschluckt und eine gespenstische Ruhe liegt über dem acht Hektar großen Areal.
Der verwirrte Mann wird noch betreut, als bereits erste Helfer zur Erkundung aufbrechen. Mit einem leisen Brummen läuft wenige Minuten später der Motor des Lichmastanhängers an und kurz darauf gibt der neun Meter hohe Lichtmast einen ersten Blick auf das Gelände frei. Vor den Einsatzkräften erstreckt sich eine 300 m lange und 50 m breite Schießbahn - das Ende ist nicht zu sehen. „irgendwo da hinten….“, der Mann zeigt in Richtung dunkles Ende des Schießgeländes.
Kurz darauf werden hunderte Meter arm dicke Stromkabel verlegt und weitere Scheinwerfer auf dem Gelände aufgestellt. Stück für Stück wird das riesige Gelände einsehbar. Während die Erkundungstrupps auf vereinzelte Gebäude treffen und diese durchsuchen, fehlt von dem Vermissten jede Spur.
Etwas mulmig wird es einem jungen Erkundungsteam, als sie an zwei mit Moos bewachsenen Treppenabgänge ankommen. Betontreppenstufen die ins dunkle Nirgendwo hinabführen. Eine halb eingetretene Tür und ein morscher eingestürzter Bretterzaun, das ist alles, was die Dunkelheit im Schein der Taschenlampen hergibt. Ein knackender Zweig im Dickicht und der Herzschlag schießt nochmals in Höhe - zum Glück nur ein weiteres Erkundungsteam. Nach Rücksprache mit dem Einsatzleiter entscheidet man sich die Treppen mit höchster Vorsicht zu erkunden. Zwei Helfer unter schwerem Atemschutz wagen sich Schritt für Schritt in die Dunkelheit und verschwinden für die andern im dunklen Nichts. Vor den Beiden tut sich am Ende der Treppe ein 50 Meter langer Betontunnel auf. Bäume wachsen durch kleine Öffnungen an der Decke herunter. Im Kegel des Scheinwerferlichts sehen die Beiden tatsächlich etwas, das der Umriss einer Person sein könnte. Der Tunnel fühlt sich nahezu unendlich an, bis sie das Ende erreichen. Die aufgefundene Person stellt sich als Puppe aus Holz dar. Gemeinsam wird der Dummy die Treppe hinauf getragen. Am Ausgang angekommen ertönt aus den Funkgeräten mit bestimmendem Ton „Übungsende“.
Viele sind erleichtert und bei einigen geht die Anspannung spürbar zurück. Nachdem alle Scheinwerfer wieder abgebaut und die Stromkabel wieder aufgerollt sind, fahren die Einsatzfahrzeuge mit den 15 THW Helfern wieder in Richtung Unterkunft zurück. Die Dunkelheit hat die York Range wieder zurückerobert, als das große Gittertor geschlossen wird. Wie bereits die letzten 20 Jahre, seit dem die Amerikaner von Schwäbisch Hall abgezogen sind, wird auch die nächste Zeit so schnell niemand mehr das verlassene Militärgelände betreten. Die Einsatzübung des THW Schwäbisch Hall ist am Samstag Abend um 21.20 Uhr beendet.